Mit über 80.000 Besuchern und fast 1.300 Austellern verzeichnete die Integrated Systems Europe 2018 erneut einen Besucher- und Ausstellerrekord. Mit der Ausstellerzahl ist auch die Vielfalt der präsentierten Lösungen gestiegen. Wiederholt sind neue Player, u. a. aus dem IT-Bereich, als Aussteller hinzugekommen. Hier die Übersicht zu behalten, wird immer herausfordernder. Deshalb wollen wir Ihnen zeigen, was die wirklich relevanten Trends der ISE 2018 waren, wohin sich der Markt bewegt und welche Auswirkungen das auf Ihre medientechnischen Digitalisierungsprojekte hat.
Collaboration, AVoverIP, LED, Usability
Das waren vier der Haupttrends der diesjährigen ISE. Die Bandbreite der Collaboration-Lösungen war riesig. Kaum ein Display-Hersteller, der nicht wenigstens eine CoWorking-Lösung auf dem Stand präsentierte. Auch das Thema AVoverIP ist nun endgültig in der AV-Branche angekommen. Zahlreiche Hersteller zeigten Lösungen für die IP-Signalübertragung. Einzig einheitliche Standards fehlen noch. LED war auf der ISE praktisch omnipräsent. So zeigten auch verschiedene Hersteller LED-Lösungen, die sich dem Thema bisher noch verweigert hatten. Darüber hinaus wurde übergreifend deutlich, dass sich fast alle Hersteller verstärkt mit dem Thema Usabilty beschäftigt haben.
Weitere ISE-Trends 2018:
- Unified Communication
- Digital Reality
- AV-Managementsysteme
- Raumbuchung
- Audio für UCC und VC
- Event Services
Das nur als kurzer Überblick und Appetithappen. Natürlich nehmen wir jeden Trend genau unter die Lupe. In unserem heutigen Blogbeitrag beschäftigen wir uns mit den Themen Unified Communication und Collaboration sowie Audio für UCC und VC. Die weiteren Trends folgen in der kommende Woche in unserem nächsten macom Medientechnik Blog.
Unified Communication und Collaboration
Zusätzlich zu LED und AVoIP waren Unified Communication und Collaboration zwei der großen Trendthemen der diesjährigen ISE. Kaum ein Aussteller, der nicht wenigstens eine Lösung dazu auf dem Stand hatte. Dabei war der Übergang zwischen reinen UC- und umfassenden Collaboration-Lösungen oft fließend. Die Bandbreite der Collaboration-Spielarten war ebenfalls sehr groß. Wir wollen diese Vielfalt für Sie etwas eingrenzen. Zudem haben wir uns die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Mikrofonie für UCC und Videoconferencing angeschaut.
Collaboration
Vom digitalen Whiteboard, das Inhalte automatisch digitalisiert und in der Cloud speichert, bis hin zu Software-Lösungen, die eine echte Realtime-Collaboration an Dokumenten inkl. Videotelefonie ermöglichen, war auf der Messe alles zu sehen.
Bei der Visualisierungshardware haben noch immer Displays, weitgehend mit 4K-Auflösung, und Nahdistanzprojektion die Nase vorne. Beide Technologien haben ihre Vor- und Nachteile, je nach Use-Case und Budget. Samsung präsentierte eine MicroLED-Wand, die auch für Meetingraum-Anwendungen nutzbar sein soll. Bis diese allerdings wirklich soweit ist, mögen durchaus noch ein paar Quartale ins Land ziehen.
In Sachen Hardware-Verarbeitung und Touch-Qualität hat sich einiges getan, wobei das Microsoft Surface Hub noch immer der Benchmark ist. Bei den Touch-Technologien haben wir unterschiedliche Ansätze gesehen. Hier fanden wir die Flatfrog-Lösungen sowie auch die Kombination aus kapazitivem Touch und aktiver Stifteingabe am vielversprechendsten. Wobei letztere in Sachen Bedienerfreundlichkeit die Nase vorne hat.
Bei den Kollaborationsfunktionalitäten verfolgen die Hersteller im Prinzip zwei unterschiedliche Ansätzen: Die einen konzentrieren sich auf die Hardware und auf offene Schnittstellen, um Software-Clients bzw. Betriebssysteme für die unterschiedlichen Use-Cases implementieren zu können. Ein Beispiel war hier der Touchdisplay-Hersteller Clevertouch, der die Software Display Note auf seinen Geräten als Interface integriert hat. Die andere Herangehensweise ist, dass die Hersteller zusätzlich zur Displayhardware auch die Software für die unterschiedlichen Use-Cases herstellen und alles aus einer Hand anbieten.
Empfehlung der macom Experten
Welche Collaborations-Lösung letztendlich die Richtige ist, kann nur über Ihre konkreten Use-Cases entschieden werden. Die oben beschrieben Ansätze für die Kollaborationsfunktionalitäten haben beispielsweise ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile, je nach Anwendungsfall. Für kleinere Unternehmen mit nur wenigen Meetingräumen mag es sinnvoller sein, Displays und Software aus einer Hand zu beziehen. Das garantiert einheitliche Benutzeroberflächen in allen Räumen. Bei größeren Unternehmen mit Display-Lösungen von verschiedenen Herstellern erschwert aber gerade das die Usability.
Bei der Hardware lohnt es sich, etwas mehr in die Qualität zu investieren. Besonders in der Touch-Qualität gibt es große Unterschiede. In der Zwischenzeit sind die meisten Hersteller soweit, dass ein abgestützter Handballen auf der Touch-Oberfläche nicht als Eingabe gewertet wird. Wenn allerdings die Sakkomanschette die Oberfläche berührt, sieht das anders aus. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen.
Unified Communication
Im Bereich Unified Communication geht der Trend zu kompakten und skalierbaren All-In-One-Lösungen, die Kamera, Mikrofon sowie Audio- und Videoausgabe im ansprechenden Design vereinen. Deutlich auf dem Vormarsch sind auch softwarebasierte UC-Clients wie Skype for Business oder Cisco Sparks. Das führt dazu, dass auch proprietäre Hardwarehersteller wie etwa Crestron mit ihrer Tabletop-Lösung Mercury oder Polycom mit ihrem Raumsystem MSR das grafische Userinterface für ThirdParty-Clients öffnen, um dem Endnutzer eine vertraute Bedieneroberfläche zur Verfügung zu stellen. Wir sehen das absolut als Schritt in die richtige Richtung.
Als alternativen Ansatz präsentierten verschiedene Software-Hersteller Cloud-basierte Systeme mit Apps für unterschiedliche mobile Endgeräte. Um die Software zu verwenden, kann die App auf Laptop oder Smartphone installiert werden. Der Vorteil dieser Systeme liegt in der Usability. Unabhängig vom Raum, in dem sich die UC-Teilnehmer befinden, wird die Kommunikation über die persönlichen Endgeräte gesteuert. Damit kennen sich die User aus und das senkt die Einstiegshürde. Die Meetingräume bieten hier nur die Infrastruktur für die Kommunikation.
Zum Anschluss von mobilen Endgeräten an die Meetingraum-Infrastruktur gemäß der BYOD-Philosophie werden von den Hardwareherstellern vermehrt Schnittstellen wie USB oder Bluetooth angeboten. Diese sind bereits aus dem Consumer-Bereich geläufig.
Empfehlung der macom Experten
Wie beim Thema Collaboration kommt es auch bei der Unified Communication auf die konkreten Uses Cases an. Nur sie entscheiden, welche Lösung sinnvoll ist. Denn jede Lösung hat abhängig von den Anwendungsfällen unterschiedliche Vor- und Nachteile. Klar geworden ist jedoch, dass man in die Cloud gehen muss, um alle Vorteile der UC-Systeme nutzen zu können. Daran führt kein Weg mehr vorbei. Das stellt natürlich Anforderungen an die IT-Sicherheit. Zudem spielen Schnittstellen und Skalierbarkeit eine Rolle, möchte man offen für zukünftige Erweiterungen bleiben.
Audio in UCC und VC
Die Sprachqualität war schon immer einer der Knackpunkte bei Videokonferenzen und Unified Communication. Mit mehr Intelligenz in den Mikrofonen und Lösungen für unterschiedliche Raumgrößen versuchten die Aussteller auf der diesjährigen ISE die Sprachqualität in Meetingräumen zu verbessern.
Der Trend geht zu Soundbars und Array-Mikrofonen, entweder an der Decke installiert oder auf dem Tisch. Die Soundbars fanden sich häufig als Bestandteil von All-in-One-Lösungen ober- oder unterhalb eines Displays installiert. Besonders für kleinere Räume und Huddle-Spaces funktionieren diese in der Zwischenzeit sehr gut. Viele Hersteller hatten in ihren Soundbars sogenannte Beamforming-Mikrofone installiert, die nur einen sehr genauen Bereich erfassen. Da Huddle-Spaces durch verglaste Wände häufig eine anspruchsvolle Akustik aufweisen, verbessert das die Sprachqualität sehr gut.
Die Array-Mikrofone wurden für größere Meetingräume präsentiert. In den meisten Arrays ist auch eine Intelligenz integriert. Diese können einen Sprecher tracken und sich dann optimal auf dessen Position einstellen. Sennheiser präsentierte beispielsweise mit seinem TeamConnect Ceiling ein solches System. Zudem sind die meisten Mikrofon-Arrays skalierbar, um auch größere Konferenzräume abdecken zu können. Hierzu zählen zum Beispiel die Mikrofon-Arrays von Biamp. So groß wie ein Golfball beinhalten sie acht Mikrofone und eine kleine Intelligenz. Von der Decke abgehängt erfassen sie einen Kreis von ca. 3 m Durchmesser, abhängig von Raumhöhe und gewünschter Sprachqualität. Das reicht für einen Konferenztisch für sechs bis acht Personen. Geht es um einen größeren Raum, kann ein zweites Array-Mikrofon verwendet werden. Die Systemintelligenz koordiniert dabei beide Arrays.
Empfehlung der macom Experten
Die Intelligenz in den Mikrofonen wird immer besser. Wurde von früheren Geräten unter Umständen auch ein Husten als Sprache identifiziert, sind die aktuellen Logarithmen sehr viel genauer. Zudem konnten verschiedene Mikrofon-Lösungen auf der ISE den Meetingraum selbstständig akustisch vermessen und sich so optimal darauf einstellen. In realen Situationen funktioniert das in der Zwischenzeit schon recht gut. So lässt sich die Sprachqualität erhöhen. Zudem vereinfacht das die Installation, da sich die Einstellzeit für die Mikrofone verringert.
Autor:
Martin C. Wagner, ehem. Marketingmanager bei der macom GmbH