ISE 2024 im Rückblick

Für die Integrated Systems Europe (ISE) war 2024 ein Rekordjahr und Jubiläum zugleich. Die zwanzigste Ausgabe der führenden Messe für Medientechnik und Systemintegration lockte mehr Besucher und Aussteller als jemals zuvor nach Barcelona. Unter den über 70.000 Besuchern aus 162 Ländern befanden sich auch in diesem Jahr unsere macom Expertinnen und Experten. In sieben Technologiezonen mit insgesamt 82.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gab es die neuesten Innovationen und Lösungen aus den Bereichen Audio, Content Production & Distribution, Digital Signage & DooH, Lighting & Staging, Multi-Technology, Residential & Smart Building und Unified Communications & Education Technology zu entdecken. Die wichtigsten Erkenntnisse und Beobachtungen im Rückblick.

Die wichtigsten Trends und Themen

Der AV-Markt wird zunehmend internationaler. Neben großen Firmen, wie Samsung, LG oder Logitech, drängen auch immer wieder neue Player in den Markt und bringen neue Ideen mit.

Zu den dominierenden Themen in diesem Jahr gehörten die Zukunft der hybriden Zusammenarbeit, die Bedeutung künstlicher Intelligenz in der AV-Industrie und Nachhaltigkeit.

Die Branche legt zunehmend großen Wert auf umweltbewusstes Design ihrer Lösungen, zum Beispiel in Form der Nutzung recycelter Materialien und langlebiger, energieeffizienter Produkte. Damit möchte die AV-Industrie einen Beitrag leisten und wird dadurch auch attraktiver für Kundschaft jüngerer Generationen, durch die Aufmerksamkeit und Nachfrage an ESG Themen zusätzlich steigt.

Außerdem gewinnen vernetzte, smarte Systemdesigns, cloudbasierte Softwareanwendungen und servicebasierte Ansätze weiter an Relevanz.

Simplicity is king

Durch den wachsenden Bedarf an digitaler Zusammenarbeit in den Bürogebäuden rund um den Globus, den veränderten Anforderungen an Arbeitsweisen und -prozesse und der stark gestiegenen Anzahl an hybriden Meetings nimmt das Thema Nutzerfreundlichkeit für die Enduser einen ganz zentralen Platz bei vielen Anbietern ein. Viele Aussteller setzen daher zunehmend auf Lösungen, die möglichst einfach zu implementieren und für jeden intuitiv zu nutzen sind und auf komplexe Funktionen verzichten. Auch Techniklaien sollen in die Lage versetzt werden, beispielsweise Meetings zu tätigen ohne auf Hilfe und Support angewiesen zu sein.

All in one-Lösungen sind deshalb sehr beliebt. Für viele Standardräume können sie die richtige Wahl darstellen. Um im Einzelfall allerdings die höchste Qualität zu bieten, sind sie nicht immer die beste Lösung. Für komplexere Anwendungen, besondere Funktionen oder spezielle räumliche Bedingungen muss weiterhin individuell entschieden werden. Letztlich sollte das Ziel sein, in jedem Szenario eine hohe Qualität zu erreichen.

UCC: Flexibilität und Gleichberechtigung für Remoteteilnehmer in Meetings entscheidend

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Im Bereich Unified Communication & Collaboration kommt auch in diesem Jahr niemand an Microsoft Teams Rooms vorbei. Trotzdem gibt es weiterhin auch alternative Ansätze und Lösungen, mit denen man flexibel auf unterschiedliche Use Cases reagieren kann.

So bieten zum Beispiel Barco oder Kindermann Produkte an, um nahtlos zwischen einem Raumsystem wie MTR und einem Bring your own device/meeting (BYOD/BYOM) zu wechseln. Dabei lassen sich die Peripheriegeräte sowohl mit dem Raumsystem als auch mit dem eigenen Endgerät nutzen.

Für BYOM-Ansätze gibt es mit BYOM Dual Screen mit DisplayLink-Treiber nun eine einfache Lösung von Lightware oder Inogeni, um die Arbeit mit zwei Bildschirmen im Raum zu ermöglichen, ohne eine Dockingstationen zu benötigen.

Eine besonders innovative Lösung für immersive One-on-one-Meetings ist Logitechs Project Ghost. Die Videokabine ermöglicht einen direkten Blickkontakt mit einer lebensgroßen Bild der zugeschalteten Person und eine private Atmosphäre.

Besonderes Anliegen beim Thema Videokonferenzen und hybride Meetings ist die Gleichberechtigung für Remoteteilnehmer:innen in Meetings. Um diese besser einzubinden, bieten Hersteller unter anderem intelligente, vernetzte Kamerasysteme an, die möglichst den ganzen Meetingraum abdecken, sprechende Personen automatisch erkennen und auch weitere Raummedien wie Whiteboards bei Nutzung im Blick haben.

Eine verbreitete Lösung dafür ist auch die Nutzung von 360° Kameras. Als Ergänzung zur Frontkamera auf einem Display oder einer UC-Bar bieten sie Rundumblick im ganzen Raum, ob auf dem Tisch oder von der Decke hängend platziert. Tisch- und Frontkamera sind dabei vernetzt. Anbieter sind zum Beispiel Neat, Logitech oder Owl Labs.

Unterstützt werden solche Anwendungen zunehmend durch KI, um Produktivität und Performance vor, während und nach dem Meeting zu steigern. Audio- und Videotracking, Personenerkennung, erleichterte Planung von Meetings oder automatische Protokollführung sind nur einige Möglichkeiten wie KI bei Besprechungen helfen kann. Dazu benötigt es smarte Produkte, die miteinander kommunizieren.

Eine Hürde bei UCC Plattformen ist weiterhin die Interoperabilität von Plattformen. Hier gibt es vermehrt Zusammenarbeit an gemeinsamen Lösungen – auch zwischen eigentlich konkurrierenden Unternehmen, zum Beispiel gemeinsame Meetingraumlösungen von Cisco, Samsung und Microsoft. Der rapide Wandel an Anforderungen und die rasante technologische Weiterentwicklung macht solche Kollaborationen zukünftig sicher nötig und hilfreich für die ganze Branche, um die besten Lösungen für die Kunden zusammenzubringen.

Beliebte Displays im 21:9 Format, transparent und mit LED-Technologie

Das 21:9 Bildflächenformat eignet sich besonders für die Nutzung des Microsoft Front Row Features und erfreuen sich daher auch dieses Jahr großer Beliebtheit. Die Besonderheit der Anwendung erfordert aber große Dimensionen und schränkt die maximale Anzahl der Sitzplätze im Meetingraum ein. Neben Displays mit bis zu 105 Zoll Bildschirmdiagonale setzen Hersteller in diesem Zusammenhang daher auch stark auf Projektionstechnik und LED-Wände.

LED ist generell erneut prominent vertreten. All In one-LED Wände sorgen für einfachen Aufbau zu zunehmend günstigeren Preisen aufgrund der hohen Verfügbarkeit.

Ein besonderer Blickfang auf der Messe waren LED-Wände über Eck oder um Kurven herum, die mit ihrem besonderen Format ganz besondere visuelle Effekte erzeugen. Aumovis zeigte zudem bewegliche, selbstfahrende LED-Plattformen. Noch eindrucksvoller waren die transparenten Displays und LED-Netze, die schon die Fensterfront der Messe zierten. Die präsentierten Anwendungsszenarien waren jedoch noch nicht immer überzeugend.

Weniger spektakulär, aber praktisch und fast ohne Energieverbrauch waren farbige E-Paper-Displays, die zum Beispiel im Bereich Digital Signage Anwendung finden.

Erlebniswelten und immersive Räume

Ein Ziel beim Einsatz medientechnischer Installationen ist es, ein immersives Erlebnis zu schaffen. Nicht nur in Meetings, sondern auch im Bereich Retail und Entertainment. Immersive Räume gab es auch auf der ISE zu sehen. Zum Beispiel für Ausstellungen oder virtuelle Produktionen als Alternative zum Greenscreen sind Begehbare Räume mit LED Wänden, Boden und Decken oder AR/VR-Anwendungen visuell beeindruckend. Die Anwendungsszenarien sind für dieses Thema jedoch oft noch sehr speziell und eher eine Nische.

ISE 2025 kann kommen

Die ISE 2024 war auch für uns ein voller Erfolg. Für uns als führendes Beratungs- und Fachplanungsunternehmen sind die Eindrücke eines solchen Branchenevents mit den neuesten Innovationen und Kontakten zu den den wichtigsten Branchenteilnehmern und Kunden von großer Bedeutung, um unsere Expertise aktuell zu halten, Trends und Produkte zu analysieren und kritisch zu hinterfragen und unseren Kunden individuell über die bestmöglichen Lösungen in ihren Projekten zu informieren.

Wir freuen uns bereits auf die ISE 2025. Wenn Sie tiefer in alle Themen rund um die Medientechnik einsteigen und Ihre Digitalisierungsprojekte zum Erfolg führen wollen, kommen Sie gerne auf uns zu.

Autor: Felix Niedrich, Redakteur macom GmbH