UCC und Smart Meeting: Trends der ISE 2020 Teil 1

UCC und Smart Meeting

Die diesjährige ISE 2020 hatte einen etwas holprigen Start. Corona-Virus und Sturm Sabine sorgten nicht nur für einige Absagen, sondern auch dafür, dass Leute, die kommen wollten, nicht oder erst verspätet anreisen konnten. Dementsprechend blieben die Besucherzahlen bei der letzten ISE in Amsterdam auch hinter den Vorjahren zurück.

Insgesamt gesehen, haben wir auch dieses Jahr wieder auf die großen technischen Entwicklungssprünge vergeblich gewartet. Die Hersteller haben stattdessen ihre Produkte weiterentwickelt und verfeinert. Sie sind ein bisschen einfacher geworden, ein bisschen integrierter und richten sich ein bisschen mehr nach den Regeln der IT. Aktuelle technische Trends, wie Plattform-Ökonomie, smarte Integration, der digitale Zwilling und standardisierte Lösungen kommen nun auch in der AV an. Besonders sichtbar wird das im Bereich der Corporate-AV. Die großen Schlagworte sind hier UCC und Smart Meeting.

UCC-Plattformen: Das Zentrum der Corporate AV

Dieses Jahr wurde deutlich, wie sehr das Thema Unified Communication & Collaboration in der Zwischenzeit das Zentrum der Corporate-AV bildet. Alles dreht sich darum, dass in Unternehmen noch besser und effizienter kommuniziert und gearbeitet werden kann. Im Prinzip lassen sich alle Innovationen im Bereich UCC und Smart Meeting darunter zusammenfassen.

So gab es in der reinen Hardware eher wenige wirkliche Weiterentwicklungen, betrachtet man beispielsweise Touch-Technologien oder die Wireless Presentation-Systeme (abgesehen von Barco, die mit dem neuen Clickshare Conference eine interessante Lösung gezeigt haben).

Stattdessen zeichnet sich im Markt der UCC-Systeme eine gewisse Konsolidierung ab. Haben wir zur ISE 2019 noch davon berichtet, dass es immer mehr Anbieter gibt, schien sich auf der ISE 2020 alles auf die vier wichtigsten UCC-Software-Plattformen zu konzentrieren: Microsoft Teams, Cisco Webex, Zoom und Google Hangouts. Kein Hardware-Hersteller, der nicht eine Lösung speziell für eine der Plattformen präsentiert hat. So hat beispielsweise Crestron auf seinem Messestand die Zusammenarbeit mit Microsoft sehr stark beworben.

„Collaboration First“ im Meetingraum

Das Credo „Collaboration First“ im Meetingraum hat sich etabliert. Dabei wurden die Hardware-basierten UCC-Systeme weitestgehend durch Software-Applikationen ersetzt. Diese sind heute auf allen Endgeräten nutzbar (PC, Mobil, Browser, Telefon, Raumsysteme…). So wird eine echte durchgängige Kommunikation vom Arbeitsplatz über den Meetingraum bis ins Home-Office ermöglicht. Kollaboration kann dort stattfinden, wo es eine ausreichende Internetverbindung gibt.

Für die Huddle-Spaces und Meetingräume setzen die Hardware-Anbieter verstärkt auf sogenannte All-in-One-Lösungen, feste Bundels aus interaktivem Touchdisplay, Kamera und Soundbar. Diese lassen sich über Clients eines der großen UCC-Software-Anbieter betreiben. Um hier eine einheitliche User-Experience und eine bessere Integration in die Meetingräume zu garantieren, geben die Software-Hersteller in der Zwischenzeit strengere Vorgaben für die Einbindung der Clients. Haben wir diese All-in-One-Lösungen im vergangenen Jahr eher nur für kleinere Räume empfohlen, sind sie nun auch für mittelgroße Räume und Boardrooms geeignet, mit einigen Vorteilen für Anwender und Betreiber.

Diese Lösungen fördern die Standardisierung der Corporate-AV und reduzieren den Blumenstrauß an AV-Komponenten, die aufwändig in den Meetingräumen integriert werden müssen. Die All-in-One-Displays müssen nur an Strom und Netzwerk angeschlossen werden. Das erleichtert die IT-Integration ungemein. Dank digitaler Schnittstellen lassen sich diese Lösungen zudem zentral managen, betreiben und updaten. Das senkt den Betriebsaufwand, der im Corporate-AV-Bereich immer öfters bei der IT landet, und vereinfacht das Ausrollen mehrerer Räume. Die User profitieren zudem von einer einheitlichen Benutzeroberfläche am Arbeitsplatz und in den Meetingräumen.

Plattform und Use-Cases entscheiden über Hardware

Was heißt das für die Auswahl von UCC-Lösungen für das eigene Unternehmen und die Anwender? Die Auswahl hängt von zwei Faktoren ab: Für welche Kommunikationsplattform entscheidet sich ein Unternehmen und wie sehen die geplanten Use-Case aus? Die Auswahl des Kommunikationstools in einem Unternehmen liegt immer häufiger bei der IT. Dabei steht die geeignete Software-Plattform an erster Stelle, die AV-Hardware für die Meetingräume erst an zweiter. Die Entscheidung, welches medientechnische Equipment zukünftig in einem Konferenzraum steht, wird also bereits im Vorfeld mit Wahl einer UCC- Software-Plattform getroffen.

Bei den Use-Cases spielen die Prozesse und die Kommunikationskultur im Unternehmen eine wichtige Rolle. Auf der ISE hatte der Distributor Maverick die einzelnen Use-Cases auf seinem Stand sehr schön präsentiert. Dabei wurde zwischen einem „Join“-Ansatz, einem „Bring“-Ansatz und einem „Select“-Ansatz unterschieden.

  • Beim „Join“-Ansatz wählt das Unternehmen die UCC-Plattform für seine Mitarbeiter aus. Jeder Meetingraum erhält eine dazu passende All-in-One-Lösung mit integriertem UCC-Client. Möchte ein Mitarbeiter ein Meeting durchführen, nutzt er direkt den Client, der sich im Raum befindet.
  • Im „Bring“-Ansatz läuft es nach dem Bring-your-own-Meeting-Ansatz: Der Client für das Meeting liegt auf dem Device des Users. Der User bringt ihn mit in den Meeting-Raum. Über Tools, wie Barco Clickshare kann er sich mit der Infrastruktur des Raumes verknüpfen und diese nutzen.
  • Im „Select“-Ansatz bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern mehrere Plattformen. So ermöglicht beispielsweise NEC mit seiner Software Quicklaunch die Einwahl in mehrere UCC-Clients auf dem NEC-Infinity-Board. In diesem Zusammenhang ist sehr interessant, dass Zoom, Microsoft und Cisco an einer Interoperabilität zwischen ihren UCC-Clients arbeiten. So wurde auf dem Cisco-Stand beispielsweise präsentiert, wie man sich über Webex in eine MS-Teams-Sitzung einwählen kann.

Smart Meeting: Bring Your Own Meeting

Durch die Weiterentwicklung der UCC-Software-Plattformen wird der Meetingraum zu einer echten Verlängerung des Arbeitsplatzes. Das wird auch durch das Schlagwort „Bring-Your-Own-Meeting“ deutlich. So bieten Cisco Webex, Microsoft Teams und Zoom drahtlose Authentifizierungsverfahren, die Personen anhand ihres digitalen Zwillings im UCC-Client automatisch identifizieren können. Betritt beispielsweise ein Mitarbeiter mit seinem Smartphone einen Meetingraum, kann er ein Telefongespräch nahtlos von seinem Smartphone auf die Raumsysteme übertragen und dort weiterführen. Verlässt er den Raum, übernimmt sein mobiles Device wieder.

Empfehlungen der macom Experten:

  • Die Auswahl der Hardware-Komponenten für einen Meetingraum tritt in den Hintergrund. An erster Stelle steht die Wahl der Kommunikations- und UCC-Software. Nicht jedes System ist für jeden Use-Case und für jede Unternehmenskultur geeignet. Zudem kann es Einschränkungen der IT geben, die manche Systeme ausschließen. Deshalb ist es wichtig, die Use-Cases und alle Anforderungen von Nutzern und IT genau zu erfassen. Zudem spielen die Arbeitsprozesse mit Berührung zum UCC-System eine immer wichtigere Rolle. Nur wenn diese Punkte vollständig erfasst sind, kann der nächste Schritt der Auswahl getätigt werden.“
    Immanuel Ross, AV-Consultant und UCC-Experte der macom Gruppe
  • Besonders bei größeren Unternehmen mit mehreren Standorten, national und international, sollte die Hardware-Integration skalierbar und managebar sein. Hier bewegen sich die Soft- und Hardware-Hersteller mit den aktuellen Entwicklungen in die richtige Richtung. Dennoch sind Tests sinnvoll, ob die Hard- und Software für den eigenen Use-Case und in der bestehenden IT-Infrastruktur wirklich zusammen funktionieren. In unserem macomLAB haben wir deshalb verschiedene UCC-Ökosysteme vorinstalliert und können Kunden-Infrastrukturen nachstellen, um solche Tests durchzuführen.“
    Boris Storz, COO und Director Operations der macom GmbH

Als macom Fachexperten waren für Sie auf der ISE 2019:
Immanuel Ross, AV-Consultant und UCC-Experte der macomGROUP
Boris Storz, COO und Director Operations der macom GmbH