macom NL 07/2023: Digital Signage – Mehr als nur ein paar Bildschirme

Über Digital Signage, also „digitale Beschilderung“, erreichen Ihre audiovisuellen Inhalte schnell und effektiv Ihr Publikum. Überall im Alltag kommt Digital Signage zum Einsatz, zum Beispiel auf Werbe- und Infoscreens in Städten, Einkaufszentren oder Flughäfen. Was früher Poster, Plakate oder große Banner und Tafeln waren, sind heute digitale Bildschirme und große LED-Walls. Sie dienen der Produktbewerbung, Markenpräsentation, Wegeleitung, Unterhaltung oder Information. Durch dynamischen Content sorgen sie für erhöhte Aufmerksamkeit, Nutzerfreundlichkeit und Komfort und tragen so auch zur Produktivität in einer Organisation bei.

Besonders stark vertreten sind die Lösungen im Retail. Sie sollen das Einkaufserlebnis optimieren, Kundenbindung verbessern und Interaktion fördern und damit zur Umsatzsteigerung beitragen.
Im Corporate-Umfeld ist Digital Signage auch wichtig zur Kommunikation und Organisation, zum Beispiel auch im Kontext von Raum- und Arbeitsplatzbuchung. Mit dem Aufkommen flexibler, verteilter Arbeitsformen ist der Bedarf noch gestiegen.

Um Digital Signage Lösungen erfolgreich zu implementieren, gibt es im Vorfeld einiges zu klären. Es ist nicht damit getan, ein paar Displays aufzustellen. Dahinter verbirgt sich ein zentral verwaltetes Netzwerk an Infrastruktur, Hard- und Software und natürlich auch Content. Beim Aufsetzen eines solchen Systems gibt es einige Entscheidungen zu treffen, um optimal auf den Einsatz und Betrieb vorbereitet zu sein. Je nach Nutzungsszenario wird die Anwendung komplexer.

Technische Voraussetzungen für Digital Signage Lösungen

Voraussetzung für das System ist eine entsprechende Infrastruktur. Das Hosting kann entweder beim Kunden selbst „on premise“ stattfinden oder in der Cloud. Der Trend tendiert stark zur cloud-basierten Lösung. Hier liegt die Verantwortung für den Betrieb des Systems ganz beim externen Provider. Bezahlt wird per Abomodell. Investitionskosten entstehen nur bei „on premise“ Lösungen. Die Cloud bietet zusätzlich die Möglichkeit weitere Services einfacher zu integrieren. In der Cloud lässt sich das System bei Bedarf auch ohne großen Aufwand hochskalieren. Netzwerk- und Sicherheitsanforderungen müssen zusätzlich mit der internen IT oder dem Serviceprovider abgestimmt werden.

Contentverwaltung

Im Zentrum jeder Digital Signage Lösung steht ein Content Management System (CMS), also eine Software zur Verwaltung und Steuerung der Ausspielung von Inhalten in verschiedenen Formaten. Wann welcher Content auf welchem Kanal oder Wiedergabeelement erscheint, kann hier passgenau eingestellt und automatisiert werden. Anbieter für Softwarelösungen gibt es sehr viele. Was die Grundfunktionen angeht, gibt es hier wenig Unterschiede. Erst für weiterführende Anwendungen oder Sonderlösungen sollte man genauer hinschauen, welche Plattform die geeignete ist. Bei der Auswahl helfen unsere Experten gerne mit einer detaillierten Anforderungsanalyse.

Der Zugriff auf das CMS erfolgt über ein entsprechendes Interface, in der Regel über einen Webbrowser. Über eine Programmierungsschnittstelle können zusätzliche externe Dienste (Werbung, Live-TV, Apps, …) eingebunden werden. In der Planung bedeutet das oft einen Mehraufwand. Welche Features hier sinnvoll sind, hängt von den Content Formaten ab. Hier sollten die Use Cases vorher geklärt werden.

Essentiell für die Contentverwaltung ist der Betrieb. Es muss eine Person oder Personengruppe geben, die den Content pflegt. Wenn sich niemand darum kümmert, wird das Potenzial des installierten Systems nicht ausgeschöpft. Ohne Contentstrategie und wechselnde Inhalte lohnt sich das System langfristig nicht.

Contentausspielung

Auch bei der Ausspielung des Contents sind verschiedene Aspekte zu beachten. Hier gibt es die Möglichkeit zwischen externen oder integrierten Playern zu wählen.

Unsere Experten raten in der Regel zu einem separaten Player. Die Vorteile sind eine hohe Flexibilität hinsichtlich des Betriebssystems, Leistungsstärke der Hardware und entsprechender Installationen zusätzlicher Software. Ein externer Player PC kann außerdem in bestehende IT-Managementtools integriert und bei Bedarf jederzeit ausgetauscht werden. Dafür müssen hier höhere Kosten und ein höherer Pflegeaufwand einkalkuliert werden.

Bei proprietären Playern entfällt dieser Pflegeaufwand des Betriebssystems. Sie sind kompatibel mit den gängigen CMS-Lösungen und die Auswahl ist ausreichend groß, um die nötigen Anforderungen abzudecken. Dafür sind die Player weniger skalierbar und deren Betriebssysteme in ihrem Funktionsumfang auch manchmal limitiert. Auch diese Player können einfach ausgetauscht werden.

Bedingt empfehlenswert ist die Variante des „System on Chip“. Trotz geringerer Kosten und Platzeinsparung ohne extra Gerät überwiegen für die meisten Anwendungen die Nachteile. Die Leistungsfähigkeit ist gering und nur für einfache Anwendungen ausreichend. Man hat hier wenig Einfluss auf Updates und Kompatibilität mit anderen Systemen und ist vom Betriebssystem des Herstellers abhängig. Nachträglicher Austausch oder Erweiterungen sind nicht möglich.

Der Betrieb des Systems entscheidet am Ende über Erfolg oder Misserfolg. Es ist notwendig, ein Betriebsmodell für jedes Digital Signage System zu erstellen, um die Funktionalität zu gewährleisten und Verantwortlichkeiten zu definieren.

Wohin bewegt sich die Digital Signage Branche?

Übergreifende technologische Entwicklungen wie 5G, künstliche Intelligenz und Datenanalyse beeinflussen die Möglichkeiten für Lösungsansätze, Anwendungen und Produkte.

Verbesserte Konnektivität und beschleunigte Datenübertragung begünstigt zum Beispiel das Ausspielen von hochauflösenden digitalen Inhalten in 4k oder 8k. Generell setzen Signage Lösungen immer mehr auf hochwertigen Content in Form von Videos, Animationen, Livestreams oder auch interaktive Anwendungen und immer weniger auf statischen Content oder Text. Features wie KI-Interaktion, Touch-, Sprach oder Gestensteuerung bringen dabei neue Möglichkeiten mit sich.

Hardware muss natürlich entsprechend leistungsfähiger sein. Neue LED Technologien (OLED, MikroLED) sind im Kommen. Sie bieten verbesserte Energieeffizienz, Gewichtreduzierung und höhere Bildqualität. Transparente LED Displays sind im Trend. Auch holografische Technologien finden langsam häufiger den Weg in den Signage Bereich. Cloudbasierte Anwendungen setzen sich zunehmend durch, da sie in der Regel flexibler und effizienter für den Betrieb sind.

Künftig sollen User stärker über Smart Phones, Plugins und Social Media eingebunden werden, um das Engagement weiter zu steigern. QR Codes sind hierfür ein beliebtes und einfaches Mittel. Durch die beidseitige Kommunikation soll das Gefühl des „Dialogs“ entstehen und der User selbst mehr Kontrolle bei der Auswahl des gewünschten Contents erleben. User generated content wird dadurch auch für die Nutzung relevanter und attraktiver.

Mit immer mehr intelligenten IoT-Geräten und Datenaustausch können Inhalte noch präziser personalisiert und automatisiert auf die jeweiligen Personen zugeschnitten werden. Mit Contentupdates in Echtzeit kann so auf die Bedürfnisse der Nutzer reagiert werden. Ohne eine passende Contentstrategie wird dieses Potenzial jedoch nicht ausgeschöpft.

Die Auswertung der Daten durch intelligente Tools können auch zunehmend in anderen Bereichen eingesetzt werden, zum Beispiel bei der Gebäudeautomatisierung. Gesichtserkennung kann zum Beispiel für Zutrittskontrollen genutzt werden. Im Zuge dessen nimmt die Wichtigkeit von Cybersecurity und Datenschutz zukünftig einen immer größeren Raum ein.

Gerade im Retail könnten die Entwicklungen mittelfristig zu weniger Kundenkontakt durch automatisierte digitale Abläufe mit intelligenter und interaktiver Software führen. Ansonsten stehen die Themen Nachhaltigkeit bei Hardware und Betrieb, sowie Barrierefreiheit auf der Agenda der Entwicklungen.

Die Möglichkeiten sind groß. Das zeigt sich auch im kontinuierlichen wirtschaftlichen Wachstum in der Branche. Digital Signage ist gefragter als je zuvor und wird es auch bleiben.

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Autor: Felix Niedrich, Redakteur macom GmbH