macom NL 04/2023: Holografische Meetings – Die Zukunft von New Work?

Technologiegestützte Meetings im digitalen Raum sind seit der Pandemie weiträumig etabliert. Damit ist es möglich, sich flexibel und ortsunabhängig zu treffen. Von überall können sich Teilnehmer remote einwählen, um an hybriden Meetings teilzunehmen. Kameras zeichnen die Personen auf und übertragen sie auf die Displays im Besprechungsraum oder die Endgeräte der anderen Teilnehmer. Die neuen Möglichkeiten digitaler Kommunikation haben die Arbeit vereinfacht und viele Vorteile gebracht.

Nichtsdestotrotz bleibt der persönliche Kontakt weiterhin wichtig. Meeting-Müdigkeit schleicht sich ein. Unternehmen versuchen, einen Mittelweg aus Remotearbeit und Tagen im Office zu finden. Die steigende Anzahl hybride Meetings zeigt, dass es noch immer Verbesserungspotenziale gibt und eine Videokonferenz direkten Kontakt nicht ganz ersetzen kann. Immer noch sind Remoteteilnehmer bei Meetings gegenüber Präsenzteilnehmern im Nachteil. Auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung müssen Unterschiede weiter abgebaut und die User Experience verbessert werden. Eine User Experience ohne Reibungsverluste durch die Technologie, um Komfort, Produktivität und Effizienz für Angestellte zu erhöhen.

Holografie: Der nächste Schritt zu immersiveren Meetings?

Daher zielen immer mehr Lösungen auf dem Markt darauf ab, Meetings immersiver zu machen. Zum Beispiel durch eine innovative Technologie, neue Funktionen (zB. Frontrow), eine spezielle Anordnung der Ausstattung im Raum, Displays auf Augenhöhe, 21:9 Formate und so weiter. Möglichst nahe an der face to face Kommunikation soll es sein.

Eine Technologie, die im Zuge dessen wieder stärker in den Fokus rückt ist die Holografie. Sind holografische Meetings die Lösung und der nächste Schritt zu immersiven Meetingerlebnissen?

Ein Hologramm ist ein dreidimensionales Abbild einer Person oder eines Objekts in Form einer Lichtprojektion. Technisch sind Hologramme bereits seit langer Zeit in verschiedenen Verfahrensweisen möglich und werden stetig weiterentwickelt. Grundliegend handelt es sich dabei um eine fotografische Technik, bei der das Licht eines Objekts aufgezeichnet und als Projektion wiedergegeben wird. Bereits genutzt werden Hologramme in Branchen wie Medizin, Produktdesign, Maschinenbau oder im Entertainment-Bereich. Oft finden sie in besonderer Form im Bereich AR/VR, bei der Arbeit mit digitalen Zwillingen zur Visualisierungen für Remotecollaboration Einsatz. Manchmal sind sie noch eher technisches Gimmick, wie beispielsweise bei holografischen Aufzeichnungen von berühmten Künstlern für große Events. Physikalisch gesehen sind viele dieser Anwendung keine „echte“ Hologrammtechnik im engeren Sinn, wie man sie aus Filmen wie Star Wars kennt. Die Nutzung beschränkt sich noch auf spezielle Sektoren und noch nicht bereit für die breite Massenproduktion. Das soll sich ändern.

Beispielhafte Ansätze für holografische Meetings

Viele der großen Techgiganten experimentieren mit unterschiedlichen Ansätzen für holografische Kommunikation. Meta ist dabei. Google entwickelt mit ihrem „Project Starline“ Video Call Kabinen, die ohne weitere Peripheriegeräte holografische Meetings in Echtzeit möglich machen soll. Das „Project Ghost“ von Logitech verfolgt eine ähnliche Strategie, ist aber kleiner dimensioniert.

WeWork in Kooperation mit ARHT Media nutzen HoloPresence und Holopod, um Speaker aus aller Welt bei Vorträgen, Konferenzen und Events als Hologramm auftreten zu lassen. Diese Systeme sind bisher an 16 Standorten weltweit verfügbar. Auch die Video Call Booth von Proto (ehemals Portl) hat für Aufsehen gesorgt.

Ausgestattet sind die Vorrichtungen mit Kameras, Mikrofonen und Lautsprechern, um beidseitige Kommunikation zu ermöglichen. Um sein virtuelles Selbst von extern mit der entsprechenden Anwendung in die Kabine zu teleportieren, braucht es auf der anderen Seite ein Studio mit Greenscreen oder auch nur eine Kamera vor neutralem Hintergrund. Auch aufgezeichnete Hologramme können abgespielt werden.

Die Firma IKIN zielt mit ihren Ideen am ehesten auf einen Einsatz bei privaten Endkunden ab. Sie wollen Hologramme mit einem speziellen zusätzlichen Display, das zweidimensionale Bilder in dreidimensionale Hologramme übersetzt, für Smartphones und Tablets möglich machen.

Andere Ansätze arbeiten mit XR Brillen zum Empfangen eines Hologramms im virtuellen Raum via App und Kameras. So zum Beispiel Webex Hologram.

Neben namhaften Unternehmen entdecken auch immer mehr Startups den Bereich für sich und tragen so zur Weiterentwicklung der Technologie bei. Bereits heute gibt es auch erste Experimente mit touchsensitiven holografischen Bildern, die man also durch Berührung manipulieren kann.

Vorteile von Hologrammen gegenüber klassischer Videokommunkation

Holografische Meetings kommen der Face-to-face-Kommunikation bereits sehr nahe. Man kann die andere Person komplett in nahezu natürlicher Form sehen und mit ihr interagieren. Personen werden nicht länger in den Grenzen des eigenen Screens eingekachelt. Man hat das Gefühl, mit der Person im selben Raum zu sein. Körpersprache und indirekte Kommunikation geht auf diesem Weg nicht verloren.

Die Möglichkeit der Veranschaulichung von dreidimensionalen Objekten im Raum verbessert zusätzlich die Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Für Meetings, Konferenzen und Workshops könnten holografische Verfahren zukünftig einen Mehrwert bieten. Aber noch gibt es Hürden.

Herausforderungen bei holografischen Meetings

Die bisher verfügbaren Ansätze sind vielversprechend. Dennoch sind die Set ups, insbesondere mit Augmented Reality Technologie, noch umständlich einzurichten. Es werden mehrere Kameras benötigt, um Person vollständig aus 360 Grad zu erfassen und wirklich dreidimensional anzuzeigen. Die genutzten Brillen sind oft noch nicht komfortabel genug und erzeugen weiterhin eine Barriere zwischen digitaler und physischer Welt.

Bei der Verwendung von holografischen Displays ist oft die Perspektive entscheidend für die Qualität des Erlebnisses. Raum- und Lichtverhältnisse müssen auch stimmen, damit gute Qualität gewährleistet ist.

Video Call Booths sind schon aufgrund ihrer Größe eine logistische Herausforderung und nicht mobil. Weiterhin besteht eine Limitierung bei Interaktion im Vergleich zu physischen Meetings. Die Use Cases der Video Call Booths sind sehr eingeschränkt. Es lassen sich in dem Format auch keine Whiteboards oder zusätzlicher Content einbinden. Sie eignen sich eigentlich nur für reine Vorträge oder Events. Die Immersion funktioniert auch nur einseitig auf der Seite Betrachter. Die Person, die auf der Gegenseite als Hologramm im Studiosetting aufgezeichnet wird, hat nichts von diesem Mehrwert.

Bisher ist die Technologie auch noch sehr teuer und daher für die meisten Unternehmen nicht rentabel. Die Übertragung der Hologramme setzt außerdem eine entsprechende Infrastruktur mit hoher Bandbreite und viel Rechenleistung voraus.

Es wird also voraussichtlich noch eine Weile dauern, bis holografische Meetings zur Regel werden können. Freischwebende Hologramme ganz ohne aufwendige Technik sind in absehbarer Zeit noch nicht machbar. Doch wir können gespannt sein. macom beobachtet alle medientechnischen Entwicklungen sehr genau und hat für alle Fragen rund um digitale Kommunikation und Kollaboration die passenden Lösungen – vielleicht auch bald die Holografie.

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Autor: Felix Niedrich, Redakteur macom GmbH