Spannungsgeladenes Marktumfeld beeinflusst den Corporate AV Markt
Video und Collaboration First.
Eine hohe User Experience ist entscheidend.
Flächenverdichtung bei Büroflächen und „Büro als Flagship“.
Flexibilität, Skalierbarkeit und Effizienz in Roll Out und Betrieb.
Externe Markteinflüsse.
Das Geschäftsmodell der Corporate AV ändert sich – ein fiktives Beispiel

In einem Großunternehmen mit Sitz in Deutschland und mehreren internationalen Produktions- und Vertriebsstandorten hat sich das Aufgabenfeld des Corporate AV Managers deutlich erweitert. Er ist dafür verantwortlich, dass alle medientechnischen Systeme (z.B. UCC, Digital Signage, Raum- und Desk-Buchung) reibungslos funktionieren und immer den aktuellen Geschäftsanforderungen des Unternehmens entsprechen. Dies erfordert hohes technisches Know-how, Prozesskompetenz, Projektmanagementfähigkeiten und die Fähigkeit, mit verschiedenen Teams und Stakeholdern zusammenzuarbeiten.
Er versteht die Nutzer- und Businessanforderungen und übersetzt diese stets in angemessene medientechnische Lösungen und Services. Immer mit Fokus auf User Experience, Business Kontinuität und Meeting Produktivität.
In der Beschaffung von Lösungen und Dienstleistungen entscheidet er über „Make or Buy“ – welche Leistungen und Kompetenzen werden hoheitlich intern verantwortet und entwickelt und welche an externe Experten ausgelagert. Er hat Investitions- und Betriebskosten im Sinne einer Total Cost of Ownership und Nutzenbetrachtung im Fokus. Er managt vorausschauend Lieferzeiten und Verfügbarkeiten und entscheidet bewusst über Single oder Multiple Vendor Beschaffungsmodelle.
Bei der Umsetzung von AV Projekten unterscheidet er gezielt zwischen wiederkehrenden Anforderungen bei Standardprojekten und Sonderanforderungen. Um Skaleneffekte in Bezug auf Ressourcen, Kosten, Geschwindigkeit und Qualität zu realisieren entwickelt er für Standardräume skalierbare Technologie- und Prozessstandards für Ausstattung, Umsetzung und Betrieb. Hier sieht er auch das größte Potenzial für ausgelagerte „Meeting Room as a Service“ Modelle, um seine eigene Organisation zu entlasten, Risiko auszulagern und die Servicequalität zu erhöhen.
Für Sonderflächen (z.B. Boardrooms, Showrooms, Leitstände, Veranstaltungsflächen, etc.) setzt er Projekte mit spezialisierten Planungs- und Umsetzungspartnern auf.
Er ist sich bewusst, dass die Betriebsphase über Erfolg und Misserfolg der Konzepte und Lösungen entscheidet. Den Fokus im Betrieb legt er auf Produktivität, Sicherheit und Verfügbarkeit der AV Systeme. Durch ein effektives Servicemanagement über den kompletten AV Lifecycle optimiert er kontinuierlich Kosten und Qualität. Managed Service oder AV as a Service Modelle bieten ihm eine wichtige Alternative zur klassischen Investition und dem Aufbau eigener Strukturen.
Im Sinne eines strategischen Technologiemanagements bewertet er regelmäßig technologische Innovationen und mögliche Partner im Hinblick auf die Relevanz und die Potenziale für seine Organisation. Zum nachhaltigen Technologieeinsatz und Betrieb hat er sich im Rahmen der ESG-Ziele seiner Organisation verpflichtet. Im Sinne der Performancemessung der Corporate AV hat er aktiv KPIs entwickelt und in einem Planungs- und Steuerungsmodell für seinen Verantwortungsbereich etabliert.
Marktveränderungen und Trends im Corporate AV Markt

Mit Blick auf das spannungsgeladene Marktumfeld und das erweiterte und veränderte Geschäftsmodell der Corporate AV auf Kundenseite, bieten sich den Marktteilnehmern viele Chancen, aber auch erhebliche Herausforderungen.
Auf Nutzer und Endkundenseite werden sich die organisationsinternen Silos in IT, RE, FM und HR zunehmend auflösen und verbünden, um den Nutzern und der Organisation einen flexiblen, nachhaltigen und hybriden Workspace Service bereitzustellen. Der Lead für die Corporate AV wird dabei zunehmend in der IT Organisation verankert und das Mindset der Corporate AV ändert sich vom Technikexperten zum Digitalisierungsberater des Kerngeschäftes. Verbunden ist die Veränderung mit zunehmenden Überlegungen über Outsourcing für alle Kompetenzen und Leistungen, die extern flexibler, besser und wirtschaftlicher erbracht werden können.
Berater, Fachplaner, Hersteller und Systemintegratoren müssen diesbezüglich ihr eigenes Geschäftsmodell und ihre Organisation hinterfragen, um sich strategisch richtig auszurichten. In Frage kommen Differenzierungs-, Kostenführerschafts- oder Nischenstrategien. „Think global, act local“ ist ein strategischer Ansatz der eine überregionale bzw. internationale Marktabdeckung mit lokaler bzw. nationaler Deliveryfähigkeit verbindet, um große Kunden skalierbar bedienen zu können. Dies erfolgt durch die Bildung von strategischen Netzwerken von Integratoren (Bsp. GPA oder PSNI), M&As oder strategische Kooperationen (Bsp. WEAVE – European AV Experts).
Da Corporate AV zunehmend mit IT-Lösungen verschmilzt, müssen IT-Themen im Sinne eines integrierten Technologiemanagements künftig miteinbezogen und angeboten werden. Medientechnische Installationen sind heute immer häufiger ein Teil einer Corporate IT Architektur. Wichtige Kompetenzerweiterungen sind z.B. Internet of Things, Smart Buildings, IT-Netzwerke und cloudbasierte Anwendungsplattformen, Datenschutz und IT Security.
Hersteller stehen vor der zunehmenden Herausforderung internationale Preis-, Liefer- und Servicemodelle bereitzustellen. Nur wenige Anbieter sind bisher für globale Liefervereinbarungen aufgestellt, kundenseitig wird dies aber vermehrt erwartet. Deren Ziel sind international verfügbare Lösungsstandards und definierte Servicelevels für eine einheitliche und konsistente Qualität bei der Leistungserbringung. Produkte und Lösungen müssen systemoffen und schnittstellenkompatibel konzipiert sein, um Erfolg und Verbreitung am Markt zu realisieren.
Zusammenfassend wird sich die Professional AV Branche insbesondere im Corporate AV Wachstums- und Volumenmarkt strategisch ausrichten müssen, um im internationalen Markt dem zunehmenden Wettbewerb großer IT-Player entgegentreten und die zukünftigen Kundenerwartungen erfüllen zu können. Kompetenzfelderweiterung, strategischer Vertrieb, skalierbare Delivery- und Service-Modelle und die Bildung strategischer Allianzen sind wichtige Bausteine einer zukunftsorientierten Strategie.