Nach zwei schwierigen Jahren ist die ISE erfolgreich am neuen Standort in Barcelona angekommen. Mit knapp 44.000 Besuchern aus 151 Ländern hat die führende Messe der AV-Industrie mehr Besucher angelockt als erwartet. Über 800 Aussteller präsentierten auf 48000 Quadratmetern die neusten Innovationen und Lösungen der Medientechnik. Ein Programm aus Fachkongressen, Keynotes und Events begleitete die Ausstellung. macom war mit Management und Technologiescouts vor Ort.
Unsere Eindrücke: Hohe Qualität und Professionalisierung
Vertreten waren die wichtigsten Player am Markt mit Ausnahme vor allem der chinesischen Aussteller, die pandemiebedingt fehlten. Europäische Unternehmen, insbesondere aus Spanien und Frankreich, prägten das Bild dadurch dieses Jahr stärker – darunter viele große, international aufgestellte Firmen. Die Qualität und Professionalität der Kontakte und Beiträge war auf einem sehr hohen Niveau. Die Relevanz der AV/IT-Themen scheint bei Entscheidern und Verantwortlichen gestiegen zu sein.
Medientechnik wird zunehmend als Produktivfaktor wahrgenommen. Veränderte Anforderungen der Kunden und die fortschreitende Digitalisierung und Hybridisierung treiben die Professionalisierung des Marktes voran. Tägliche Fachkongresse setzten die thematischen Leitplanken: Smart Building, Smart Workspace, Digital Signage, Digital Learning, Live-Events und mehr.
AV goes IT
Auch bei den Kunden stehen die IT-Abteilungen immer stärker als Entscheider im Mittelpunkt. Dementsprechend konzentrieren sich viele Aussteller neben klassischen Produktpräsentationen auch zunehmend auf strategische Ausrichtungen auf Internationalisierung, alternative Servicemodelle sowie Remote-Managebarkeit von Systemen.
Auch die Distributionswege verschieben sich stärker in Richtung der IT-Distributoren und weg von den klassischen AV-Handelskanälen. Peripheriehersteller stellen sich zunehmend auf diese Entwicklungen ein. Ob die IT-Kanäle dabei erkennen, dass professionelle AV-Umgebungen mehr umfassen als nur die technische Ausstattung, wird sich zeigen müssen. Ganzheitliche Raumkonzepte, Akustik, Beleuchtung, Fokus auf das Nutzererlebnis sowie die Skalierbarkeit für Rollout und Betrieb dürfen nicht vernachlässigt werden. Hier liegt im AV-Bereich bisher nicht der Fokus der IT.
Lieferengpässe führen zum Umdenken in der Branche
Ein übergeordnetes Thema waren die geopolitisch und pandemiebedingten Lieferengpässe. Durch Verzögerungen in der Produktion und erhöhte Energie- und Transportkosten können viele Hersteller auf absehbare Zeit Produkte nicht oder nicht rechtzeitig liefern.
Vor allem europäische Hersteller überdenken deshalb Ihre Lieferketten und strukturieren diese um. Zukünftig soll die Entwicklung und Produktion wieder stärker regional und unabhängiger vom internationalen, vor allem asiatischen Markt erfolgen.
Das deckt sich mit unserer Beobachtung, dass wir in Zukunft größere verteilte Organisationen erleben werden, die zunehmend ihre nationalen und internationalen AV-Beschaffungs-, Rollout- und Betriebsmodelle strategisch überdenken, um flexibel handlungsfähig zu bleiben.
macom hat zusammen mit führenden europäischen Partnern das unabhängige AV-Konsortium WEAVE – We European AV Experts – gegründet, um europaweit skalierbar unterstützen und jederzeit auf lokale Marktgegebenheiten eingehen zu können. Think international – act local ist hier die Devise. Das bedeutet auch, im Beratungs- und Planungsprozess bereits früh die Verfügbarkeit von Waren zu überprüfen und so Projektrisiken durch Lieferkettenengpässe zu minimieren.
UCC eines der dominierenden Themen – Nachholbedarf bei Service und Nachhaltigkeit
Im Bereich UCC (Unified Communication & Collaboration) stand die Plattformdominanz von Microsoft mit Teams sowie die Optimierung hybrider Meetings im Vordergrund.
Microsoft Teams etabliert sich immer mehr als dominierende UCC-Plattform. Neue Features wie Frontrow, verbesserte Chatfunktionen, automatisierte Meeting-Protokollierung und Übersetzung sind bedeutende Neuerungen, die dazu beitragen sollen, hybride Meetings produktiver und inklusiver zu gestalten.
Interessant war, dass AV as a Service-Modelle – also zum Beispiel die monatliche Nutzungsgebühr für einen kompletten Meetingraum inklusive definierter Service Levels – immer noch nicht stark verbreitet sind. Es gibt zwar vereinzelte Anbieter (Meeting Room as a Service, Digital Signage as a Service), aber deutlich weniger, als wir dieses Jahr erwartet hätten.
Dabei sind gerade die Finanzierung sowie Rollout und Betrieb der Systeme zum Beispiel im Bereich Hybridisierung der Workspaces und Digital Signage eine große Herausforderung und kritische Erfolgsfaktoren der AV-Organisation. Hier werden zunehmend standardisierte, skalierbare Lösungen, idealerweise als Managed-Service Modell im Sinne eines ganzheitlichen AV-Lifecycle-Ansatzes, stärker gefordert. Der schnelle, flexible Rollout sowie die Remote-Managebarkeit der Technologien zu planbaren Kosten wird hier zukünftig erfolgsentscheidend sein, wenn die Anzahl der Installationen mit medientechnischer Ausstattung weiter stark zunimmt.
Auch beim Thema Nachhaltigkeit gibt es Nachholbedarf. Noch immer wird das Thema nicht so ernst genommen, wie es von Kunden zunehmend aufgrund gesetzlicher und unternehmensinterner Richtlinien gefordert wird. Es gibt vor allem vereinzelt Marketing-orientierte Aussagen zum Thema, aber keine erkennbaren Strategien.
Darüber hinaus werden die Verbindungen von Medientechnik und Smart Building zu Smart Workspace-Technologien deutlicher sichtbar. Dass gleichzeitig mit der ISE auf dem Gelände der IOT-Solution World Congress stattfand war ein deutliches Signal für die weitere Transformation in Richtung integrierter Lösungsarchitekturen.
LED ist führende Displaytechnologie
Moderne LED-Technologien sind die führende Displaytechnologie im Bereich der großformatigen Displays und waren auf der Messe sehr dominant vertreten. Darunter auch innovative Lösungen wie transparente LED-Displays, zum Beispiel für Fassaden- oder Schaufensterbespielung. Interessant zu sehen war auch das (Wieder-)Erwachen von Stretchformaten (zum Beispiel 21:9). Treiber dafür sind neben Anwendungen im Bereich Digital Signage vor allem die Bedarfe in hybriden Meeting-Spaces, um zum Beispiel Dual Display Lösungen zu ersetzen.
Innovative Audioanwendungen, die über virtuelle Kanäle unterschiedliche Inhalte an verschiedenen Stellen im Raum ausgeben, bieten neue Möglichkeiten für Meetings, Ausstellungen oder Brandspaces.
Interessant waren auch die ersten virtuellen Repräsentanzen im Metaverse. Ob als Unternehmens- und Markenrepräsentanz in Form von virtuellen Messeständen oder Showrooms für Marketingzwecke oder als Live-Collaboration-Space für immersive Projektmeetings – es bleibt spannend. macom wird sich auf jeden Fall auch mit dieser erweiterten räumlichen Dimension beschäftigen.
macom als Vernetzer: unser VIP Networking Event auf der ISE
Aus diesem Grund haben wir das etablierte macom VIP Networking Event auch im Rahmen der ISE 2022 veranstaltet. Mit dabei waren über 80 AV-Entscheider aus ganz Europa, darunter Hersteller, Systemintegratoren, Nutzervertreter und macom Kunden sowie unsere Mitarbeiter und WEAVE AV-Consulting Partner.
In toller Atmosphäre einer sehr traditionellen lokalen Bar entstanden bei Tapas und Drinks spannende, konstruktive Gespräche und Verbindungen. Für uns war es das Highlight einer erfolgreichen Veranstaltungswoche. Vielen Dank an das ISE-Team um Mike Blackman. Wir freuen uns auf die ISE 2023.
Wenn Sie mehr zur ISE 2022 und zu relevanten AV/IT-Themen erfahren und sich mit uns vernetzen wollen, haben Sie am 02.06.2022 die Möglichkeit: bei unserem macom OpenLAB Event in Eislingen/Fils. Hier geht es direkt zur Anmeldung.