Unter dem Begriff „hybride Lehre“ verstehen wir die Mischung aus digitalem Unterricht und Präsenzunterricht. Teilnehmer schalten sich dabei zeitgleich von einem beliebigen Ort zu einer Präsenzveranstaltung in einem Hörsaal zu.
Gerade während der letzten Monate der Pandemie hat sich dieses Format vermehrt als mögliche Option für Lehrveranstaltungen ergeben. Veranstaltungen mit hohen Teilnehmerzahlen in vollen Seminarräumen oder Hörsälen abzuhalten, war und ist nach wie vor schwierig. Auch unabhängig davon bieten hybride Settings Vorteile: Sie gewähren den Studierenden mehr Flexibilität in der Gestaltung ihrer Lernweise. Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zur entsprechenden Zeit vor Ort sein können, haben nun dennoch eine Möglichkeit an verschiedenen Lehrveranstaltungen teilzunehmen. Digitale Anwendungen wie Videokonferenz- und Collaborationtools ermöglichen einen schnellen Austausch über Distanzen hinweg, interaktive Zusammenarbeit und eine Form des persönlichen Kontakts.
Die Gleichzeitigkeit oder Synchronität im hybriden Setting erhöht auf der anderen Seite die Komplexität und Anforderungen für alle Beteiligten und unterscheidet sich dahingehend vom „Blended Learning“ – dem Wechsel von reinen Online- und Präsenzphasen.
Lehrende, Studierende und Technikverantwortliche stellt die hybride Lehre vor neue organisatorische, technische und didaktische Herausforderungen. Die Räumlichkeiten und die Ausstattung der Hochschulen müssen an die neuen Bedingungen angepasst werden. Ebenso verändern sich die Lehrmethoden durch die neuen Formate.
Das zentrale Ziel dabei lautet: allen Studierenden eine gleichwertige Lernerfahrung bereit zu stellen. Denn Remoteteilnehmer haben im hybriden Setting bisher noch Nachteile. Sie werden vergessen oder können sich nicht ausreichend einbringen. Mit entsprechenden Konzepten und der dazu passenden Technik können die unterschiedlichen Bedingungen für Remote- und Präsenzteilnehmer angeglichen werden.
Mögliche Szenarien der Unterrichtsgestaltung
Je nach Situation erfordert die Unterrichtsgestaltung unterschiedliche technische Voraussetzungen für die Umsetzung neuer Lehrformate. Zu berücksichtigende Faktoren sind unter anderem die Art und der Ort der Veranstaltung, die Teilnehmerzahl und der Grad der Interaktion zwischen den Beteiligten.
Vergleichsweise einfach zu realisieren ist eine asynchrone, also nicht hybride Form der Lehre. Den Studierenden, die nicht vor Ort an der Veranstaltung teilnehmen, werden die Inhalte der Veranstaltung über ein Onlineportal zur eigenständigen Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Dies kann durch eine Aufzeichnung der Veranstaltung geschehen oder auch nur durch die Bereitstellung eines Skriptes.
Schwieriger wird es, wenn Remoteteilnehmer und Studierende im Raum gleichzeitig unterrichtet werden sollen; also hybrid. Eine Vorlesung beispielsweise kann per Live-Übertragung der Präsentation einer hohen Anzahl von Teilnehmern zugänglich gemacht werden. Über eine UC Plattform teilt der Dozent auf seinem Rechner die Präsentation mit den zugeschalteten Studierenden. Diese können sich entweder von Zuhause oder auch aus anderen Räumen auf dem Gelände einwählen. Über eine hochwertige Mikrofonie im Hörsaal empfangen sie den Vortrag der Lehrkraft.
In dieser Konstellation sehen die Remoteteilnehmer nur die Präsentation und nicht den Vorlesungssaal. Die Interaktion ist dadurch begrenzt. Studierende von extern können beispielsweise über eine integrierte Chatfunktion Fragen zu den Inhalten stellen. Auch eine Tonausspielung im Saal über Voicechat wäre denkbar. Dies bedeutet aber zusätzlichen Aufwand für das Lehrpersonal. Chatverläufe müssen moderiert und Remoteteilnehmer aktiv miteinbezogen werden, um am Geschehen Teil zu haben. Dies setzt unter Umständen die Unterstützung durch eine weitere Person voraus, die diese Aufgabe übernimmt. Um Wortmeldungen der Studierenden im Saal zu hören, benötigt es zusätzliche Mikrofonierung aller Plätze im Hörsaal, was je nach Größe auch eine gewisse technische Herausforderung darstellt.
Eine andere Möglichkeit wäre, eine im Hörsaal integrierte Kamera zu nutzen, um den Vortrag abzufilmen. Über einen Beamer lässt sich die Präsentation großflächig auf eine Wand projizieren.
Für weitgehend einseitig ausgerichtete Lehrveranstaltungen reicht ein solches Setting unter Umständen aus. In einem Seminar, das auf die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen zielt, müssen noch weitere Aspekte bedacht werden.
Für interaktive Lehrveranstaltungen oder Gruppendiskussionen ist es besonders wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um alle Studierende zu erreichen. Mit speziellen Kameras und ausreichender Mikrofonierung im Raum können die Teilnehmenden am Rechner einen besseren Eindruck der Situation vor Ort erhalten und dem Verlauf der Veranstaltung besser folgen. Auch sie sollten natürlich über entsprechende Headsets und Kameras an ihren Endgeräten verfügen, um ihrerseits gehört und gesehen zu werden. Eine gut geregelte Moderation der Gruppen ist erneut unabdingbar.
Die Einbindung anderer (analoger) Medien im Raum, wie zum Beispiel eine Tafel oder ein Flipchart, kann durch eine extra Kamera geschehen, auf die der Dozent bei Bedarf umschalten kann. Bestimmte Arten der Aufgaben- und Rollenverteilung in der Zusammenarbeit mit Remoteteilnehmern kann ebenfalls helfen, Probleme auszuschließen. In einer Diskussionsrunde können Remoteteilnehmer gezielt als Beobachter fungieren und anschließend kritisches Feedback geben.
Um die Grenze zu den Präsenzteilnehmern weiter abzubauen, besteht ein anderer Ansatz darin, dass alle Präsenzteilnehmer vor Ort ebenfalls an ihrem Endgerät in der Webkonferenz zugeschaltet sind. Dadurch können sie problemlos auch direkt mit den Remoteteilnehmern ins Gespräch gehen oder auch gemeinsam am digitalen Whiteboard arbeiten.
Hochschule hybrid und modern: macom machts möglich
Für das Lernen und Lehren in einer modernen Umgebung müssen wir alle Beteiligten dafür sensibilisieren, wie sich die veränderten Umstände und Bedürfnisse auf die Durchführung von Lehrformaten auswirken.
Digitale Technologien haben großes Potenzial, um diese Prozesse zu unterstützen. Die Digitalisierung der Lehre gelingt aber nur dann, wenn technische Anwendungen auch didaktisch sinnvoll in den Lehrplan integriert und auf die Nutzerbedürfnisse abgestimmt sind. Angefangen von der notwendigen Infrastruktur (Internetanschlüsse, WLAN mit entsprechender Bandbreite) bis hin zur Hörsaaltechnik und mobilen Endgeräten: Eine intuitive Bedienbarkeit und langfristige Betriebssicherheit sind entscheidend für den konstruktiven Einsatz der Technologie und ein produktives Lehr- und Lernerlebnis.
Wir beraten Hochschulen zu ihrer digitalen Strategie, erstellen individuelle Technologiekonzepte für die jeweiligen Usecases und entwickeln nachhaltige Betriebskonzepte für einen geregelten Start ins Semester und darüber hinaus.
Autor: Felix Niedrich, Redakteur macom GmbH