AV-/IT-Standards und Implementierungsrichtlinien als Grundlage für ein flexibles AV-/IT-Lifecycle Management

Hybride und kollaborative Arbeitsformen, Flächenverdichtung und neue Nutzungsformen, Digitalisierung und Smart Building Anforderungen treiben den Bedarf an Medientechnik- und IT-Systemen in Gebäuden konsequent voran. Besonders größere Unternehmen, Verwaltungsorganisationen und akademische Einrichtungen mit einem großen Immobilienbestand für Arbeits- und Lernwelten stehen dabei vor der Herausforderung, konsistente AV-/ IT-Implementierungen an verschiedenen Standorten, mit eingeschränkten Ressourcenpools und immer enger werdenden Zeitplänen bereitzustellen.

Die Entwicklung von bedarfsorientierten Richtlinien und Standards für das AV-/IT-Design (vgl. Abbildung 1) bietet einen Leitfaden für eine reibungslose Implementierung.

Abbildung 1: AV / IT Standardisierung (Beispiele)

Nachfolgend gehen wir auf typische Herausforderungen ein, die entstehen, wenn keine AV-/IT-Standards vorhanden sind und zeigen Potenziale auf, die sich aus der Entwicklung und Anwendung von AV-/IT-Standards ergeben.

Herausforderungen ohne AV-/IT-Standards

In der Praxis werden die Nutzeranforderungen und -bedarfe oftmals sehr spät und nicht in entsprechender Detaillierung in den Planungsprozess des Bauvorhabens integriert. Das Bauvorhaben befindet sich dann bereits in der fortgeschrittenen Entwurfsplanung. Problematisch wird es vor allem dann, wenn die zusätzlichen Nutzeranforderungen Auswirkungen auf den architektonischen Entwurf und den aktuellen Planungsstand der Gewerke, wie z.B. die technische Gebäudeausrüstung, etc. haben. Neben kostspieligen Planungsänderungen, hat dies auch erhöhte Abstimmungs- und Dokumentationsaufwendungen mit den betroffenen Planungsgewerken (z.B. IT, TGA, Sicherheitstechnik, Medientechnik, …) zur Folge. Im schlimmsten Fall können die Nutzeranforderungen nicht mehr vollständig berücksichtigt werden. Damit steigen das Risiko kostspieliger Umbauten und Nachrüstungen sowie Produktivitäts- und Akzeptanzverluste im Betrieb stark an.

Kostspielige Änderungen in Planung und Roll-out

Ineffiziente Umsetzung und inkonsistente Ausführungsqualität

Wir stellen immer wieder fest, dass Organisationen ohne klar definierte AV-/IT-Standards und Implementierungsrichtlinien nicht in der Lage sind, nachgelagerte Auftragnehmer (z.B. AV-Systemintegratoren) zu steuern und für eine einwandfreie Implementierung zur Verantwortung zu ziehen. Unklare und unvollständige Leistungsbeschreibungen, unklare Schnittstellenabgrenzungen und fehlende Vorgaben führen dazu, dass abweichende oder unvollständige Lösungen implementiert werden, die nicht die vom Auftraggeber gewünschte Funktionalität liefern. Ein Beispiel ist das Fehlen einer einheitlichen Anforderung an die Ausführungsdokumentation. Solange diese nicht in den Vergabedokumenten vorgeschrieben und hinsichtlich des Formats und des Detaillierungsgrades klar definiert ist, ist sie für den AV-Integrator nicht sauber zu kalkulieren und für den nachgelagerten Betrieb nahezu nutzlos.

Schlechte User Experience und Beeinträchtigungen im Betrieb

Inkonsistente AV-/IT-Implementierungen bedeuten für die Nutzer der Systeme eine geringere Qualität, schlechte User Experience und mangelnde Zuverlässigkeit. Für das AV-/IT-Team, das mit dem reibungslosen Betrieb und der Wartung der Systeme beauftragt ist, ergeben sich höhere Arbeits- und Kostenaufwände. Im Bereich der AV-/IT-Sicherheit kann eine inkonsistente Implementierung auch ein erhöhtes Risiko für sicherheitsrelevante Prozesse und damit entsprechende Haftungsrisiken für die Organisation bedeuten.

AV-/IT-Standardisierung minimiert Risiken und schafft Potenziale

Bedarfsorientierte und gelebte AV-/IT-Architektur-, System- und Prozess-Standards bieten erhebliche Potenziale und mindern Risiken über alle Phasen des AV-/IT-Lifecycles (s. Abbildung 1).

Abbildung 2: Potenziale durch AV- / IT-Standardisierung

Einige konkrete Beispiele zeigen wir nachfolgend auf.

 

Potentiale durch AV-/IT-Standardisierung: Beispiele

Schnelleres Onboarding von Teammitgliedern

Egal, ob es sich um neue interne Teammitglieder oder externe Auftragnehmer handelt, AV-/IT-Standards und Implementierungsrichtlinien bieten ein Regelwerk, das alle vom ersten Tag an auf die gleiche Seite bringt. Das bedeutet weniger Unklarheiten, Diskussionen etc. und erspart allen Beteiligten viel Zeit und Kopfzerbrechen. Im Falle von Firmenübernahmen oder Zusammenschlüssen entstehen enorme Effizienzgewinne.

Verbesserte Zusammenarbeit in Planung und Roll-out

AV-/IT-Standards und Implementierungsrichtlinien bieten allen Bereichen, die an der Planung, der Implementierung, dem Betrieb und der Wartung von AV-/IT-Systemen beteiligt sind – z.B. Nutzervertreter, Corporate Real Estate, Facility-Management, IT, Einkauf, Planungsteams, etc. – eine gemeinsame Basis, auf der sie klar miteinander kommunizieren können, was bei fehlenden AV-/IT-Standards oft nicht der Fall ist. Bereits vor der Implementierung wissen alle intern und extern Beteiligten, wofür sie verantwortlich sind, wodurch Nachtragsdiskussionen vermieden werden.

Skalierbare Systemarchitektur

AV-/IT-Systeme funktionieren am besten, wenn sie in einer integrierten Weise geplant und implementiert wurden. Die zunehmende Verteilung von AV-Signalen über das lokale IT-Netzwerk (LAN) macht es zum Beispiel wichtig, die Systemarchitektur für IP-Telefonie, Medientechnik/AV und Daten integriert zu betrachten und aufeinander abzustimmen (Verkabelung, Verteilungsinfrastruktur, Wi-Fi, Positionierung von Datenanschlüssen sowie zu integrierende Medientechnik). Auf diese Weise können alle Netzwerkkabel auf einmal gezogen werden und dem unternehmensweiten Standard entsprechen.

Fazit:

In der AV-/IT-Standardisierung liegt ein erhebliches Potenzial für Kostenoptimierung, Produktivitätssteigerung, Akzeptanzerhöhung und Qualitätsgewinn von medientechnischen Systemen. Wichtig ist eine zukunfts- und bedarfsorientierte Definition angepasster Standards für die Organisation sowie ein kontinuierliches AV-/IT-Lifecycle Management.

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Autor: Oliver Mack, Geschäftsführer macom GmbH